658. Nun ruhen alle wälder

1 Nun ruhen alle wälder,
Vieh, menschen, städt und felder,
Es schläft die ganze welt;
Ihr aber, meine sinnen!
Auf! auf! ihr solt beginnen,
Was eurem schöpfer wohlgefällt.

2 Wo bist du sonne blieben?
Die nacht hat dich vertrieben,
Die nacht, des tages feind;
Fahr hin, die rechte sonne,
Mein Jesus, meine wonne,
Gar hell in meinem herzen scheint.

3 Der tag ist nun vergangen,
Die güldnen sterne prangen
Am blauen himmels-saal;
Also werd ich auch stehen,
Wenn mich wird heissen gehen
Mein Gott aus diesem jammerthal.

4 Der leib eilt nun zur ruhe,
Legt ab das kleid und schuhe,
Das bild der sterblichkeit,
Die zieh ich aus, dargegen
Wird Christus mir anlegen
Den rock der ehr und herrlichkeit.

5 Das haupt, die füß und hände
Sind froh, daß nun zum ende
Die arbeit kommen sey;
Herz, freu dich, du solst werden
Vom elend dieser erden,
Und von der sünden arbeit frey.

6 Nun geht, ihr matten glieder!
Geht hin und legt euch nieder,
Der betten ihr begehrt:
Es kommen stund und zeiten,
Da man euch wird bereiten,
Zur ruh ein bette in der erd.

7 Die augen stehn verdrossen,
Sie sind nun gleich geschlossen,
Wo bleibt denn leib und seel?
Nim sie zu deinen gnaden,
Sey gut für allen schaden,
Du aug und wächter Israel!

8 Breit aus die flügel beyde,
O Jesu, meine freude!
Und nim dein küchlein ein:
Will satan mich verschlingen,
So laß die engel singen:
Dies kind soll unverletzet seyn.

9 Auch euch, ihr meine lieben,
Soll heute nicht betrüben
Ein unfall noch gefahr.
Gott laß euch selig schlafen,
Stell euch die güldnen waffen
Ums bett, und seiner engel schaar.

Text Information
First Line: Nun ruhen alle wälder
Author: Paul Gerhardt
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Abend-Lieder; Evening Songs
Notes: Mel. O welt ich muß dich lassen
Tune Information
(No tune information)



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