1 Zion klagt mit angst und schmerzen,
Zion, Gottes werthe stadt,
Die er trägt in seinem herzen,
Die er ihm erwählet hat.
Ach! spricht sie, wie hat mein Gott
Mich verlassen in der noth,
Und läßt mich so harte pressen,
Meiner hat er ganz vergessen.
2 Gott, der mir hat vest versprochen
Seinen beystand in dem leid,
Läßt mich nun vergeblich pochen
An der thür der gnadenzeit.
Ach! will er denn für und für
Grausam zürnen über mir?
Kan und will er sich der armen
Jetzund nicht wie vor erbarmen?
3 Zion, o du vielgeliebte,
Sprach zu ihr des Herren mund.
Du bist jetzund die betrübte,
Seel und geist ist dir verwundt:
Doch, stell alles trauren ein,
Wo mag eine mutter seyn,
Die ihr eigen kind kan hassen,
Und aus ihre sorge lassen?
4 Ja wenn man auch solte finden
Einen solchen mutter-sinn,
Da die liebe kan verschwinden,
So bleib ich doch wer ich bin.
Meine treu bleibt gegen dir,
Zion, o du meine zier!
Du hast mir mein herz besessen,
Deiner kan ich nicht vergessen.
5 Laß dich nicht den satan blenden,
Der sonst nichts als schrecken kan,
Siehe, hier in meinen händen
Hab ich dich geschrieben an:
Wie kan es denn anders seyn?
Ich muß ja gedenken dein,
Deine mauren will ich bauen,
Und dich fort und fort anschauen.
6 Du bist mir stets für den augen,
Du liegst mir in meine schooß,
Wie die kindlein die noch saugen,
Meine treu zu dir ist groß.
Mich und dich soll keine zeit,
Keine noth, gefahr noch streit,
Ja, der satan selbst nicht scheiden,
Bleib getreu in allen leiden.
First Line: | Zion klagt mit Angst und Schmerzen |
Author: | Johann Heermann |
Language: | German |
Notes: | Mel. Frey dich sehr, o mein. |
Copyright: | Public Domain |