1 Nicht so traurig, nicht so sehr,
meine Seele sei betrübt,
das dir Gott Gück, Gut und Ehr
nicht so viel wie andern giebt.
Nimm vorlieb mit deinem Gott,
hast du Gott, so hat's nicht Noth.
2 Du, noch einig Menschenkind,
hast ein Recht in dieser Welt,
alle die geschaffen sind,
sind nur Gäst im fremden Zeit:
Gott ist Herr in seinem Haus;
wie er will, so theil er aus.
3 Bist du doch darum nicht hier,
daß du Erden haben sollt;
schau den Himmel über dir;
da, da ist dein edles Gold;
da ist Ehre, da ist Freud,
Freud ohn End, Ehr ohne Neid.
4 Der ist thöricht, der sich kränkt
um ein Hand voll Eitelkeit,
wenn ihm Gott statt deren schenkt
Schätze der Beständigkeit.
Bleibt der Centner dein Gewinn,
fahr der Heller immer hin.
5 Schaue alle Güter an,
die dein Herz für Güter hält:
keines mit dir gehen kann,
wenn du gehest aus der Welt;
Alles bleibet hinter dir,
wenn du trittst ins Grabes Thür.
6 Aber was die Seele nährt,
Gottes Huld und Christi Blut,
wird von keiner Seit verzehrt.
ist und bleibet allzeit gut.
Erdengut zerfällt und bricht,
Seelengut das schwindet nicht.
7 Ach wie bist du doch so blind
und im Denken unbedacht!
Augen hast du Menschenkind,
und hast doch noch nie betracht't
deiner Augen helles Glas:
siehe, welch ein Schatz ist das!
8 Zähle deine Finger her,
und der andern Glieder Zahl:
keins ist, das dir unwerth wär,
ehrst und liebst sie allzumal;
keines gäbst du weg um Gold,
wenn man dir's abnehmen wollt.
9 Nun so gehe in den Grund
deines Herzens, das dich lehrt.
wie viel Gutes alle Stund
dir von oden wir beschert;
du hast mehr als Sand am Meer,
und wilst doch noch immer mehr.
10 Wüste, der im Himmel lebt,
daß dir wäre nütz und gut,
wonach so begierlich strebt
dein verblendtes Fleisch und Blut;
würde seine Frömmigkeit
dich nicht lassen unerfreut.
11 Gott ist deiner Liebe voll
und von ganzem Herzen treue,
wenn du wünschest, prüst er wohl,
wie dien Wunsch beschaften sei:
ist dirs gut, so geht er's ein,
ist's dein Schade, spricht er Nein!
12 Unterdessen tragt sein Geist
dir in deines Herzens Haus
Manna, das die Engel speist,
ziert und schmückt es herrlich aus;
ja, er wählet dir zum Heil
dich zu seinem Gut und Theil.
13 Ei, so richte dich empor,
du betrübte Angesicht!
Laß das Seufzen, nimm hervor
deines Glaubens Freudenlicht,
Das behalt, wenn dich die Nacht
deines Kummers traurig macht.
14 Setze als ein Himmelssohn
deinem Willen Maaß und Ziel;
rühre stets vor Gottes Thron
deines Dankens Saitenspiele.
weil dir schon gegeben ist
mehres als du würdig bist.
15 Führe deinen Lebenslauf
allzeit Gottes eingedenk:
wie es kommt, nimm Alles auf
als ein wohl bedacht Geschenk.
Geht dirs widrig, laß es gehn,
Gott und Himmel bleibt dir stehn.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #525
First Line: | Nicht so traurig, nicht so sehr |
Author: | Paul Gerhardt |
Language: | German |
Copyright: | Public Domain |