1 O Mensch, wie ist dein Herz bestellt?
Hab Achtung auf dein Leben!
Was trägt für Frucht dein Herzensfeld?
Sind Dornen oder Reben?
Denn aus der Frucht kennt man die Saat,
auch, wer das Land besäet hat:
Gott oder der Verderber.
2 Ist nun dein herz dem Wege gleich
und einer Nebenstraßen,
da auf dem breiten Lastersteig
die Vögel Alles fraßen?
Ach, prüfe dich! Es ist kein Scherz;
ist so bewandt dien armes Herz,
so bist du zu beklagen.
3 Denn ist der Saame weggerafft,
vertreten und gefressen,
so hast du keine Glaubenskraft,
noch Seelenspeis zu essen.
Fällt dir in's Ohr der Saame nur,
und nicht in's Herz, So ist die Spur
zum Leben ganz vertreten.
4 Ist auch dein Herze felsenhart,
verhärtet durch die Sünden,
so ist der Saame schlecht verwahrt
auf solchen Felsengründen:
ein Felsenstein hat keinen Saft;
drum hat der Saame keine Kraft
zu spießen und zu schießen.
5 So lang noch nicht zerknirscht dein Herz
und vom Gesetz zerschlagen
durch wahre Buße, Reu und Schmerz,
so kann's nicht Früchte tragen.
Bedenk es wohl, und thue Buß,
glaub vest, und falle Gott zu Fuß,
so ist dein Herz genesen.
6 Oft ist das Herz auch dornen voll,
mit Sorgen angefüllet,
oft lebet es in Reichtum wohl:
da wird er Saam verhüllet,
ja er ersticket ganz und gar,
und wird nicht einmal offenbar;
das ist wohl zu beklagen.
7 So geht es, wenn man nur um Geld
und Reichthum ist bemühet,
und nur noch Wollust dieser Welt
mit Aug und Herzen siehet;
da kann kein Gutes haben Statt,
wo man der Wollust nicht wird satt;
der Saame muß ersticken.
8 Doch ist, Gott Lob! noch gutes Land
auf dieser Welt zu finden,
das Gott dem Herrn allein bekant,
da in den Herzensgründen
der Saame, den Gott eingelegt,
noch hundertfältig Früchte trägt;
das sind die rechten herzen.
9 Wer Ohren hat, der höre doch,
und prüfe sich ohn Heucheln,
Dieweil es heute heisset noch:
hier muß sich keiner schmeicheln.
Die Zeit vergeht, das Ende nacht:
fällt auf kein gutes Land die Saat,
so mußt du ewig sterben.
10 Herr Jesu, laß mein Herze sein
zerknirschet und zerschlagen,
damit der Saame dring hinein;
und laß ihn Früchte tragen,
die mir im Himmel folgen nach,
da ich sie finde tausendsach,
das wünsch ich mit Verlangen.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #281