Unergründlich große Liebe

Unergründlich große Liebe

Author: Johann Christoph Kunze
Published in 6 hymnals

Representative Text

1 Unergründlich grosse lieber,
Lieb stärker als der tod!
O was vor entflammte triebe
Rissen dich in meine noth?
Nein! hier starrt vernunst und danken
Und ein schauder reißt den sinn
Sieht er mir dem kelch dich tränken,
In den tiefsten abgrund hin.

2 Was empfandest du im herzen,
Als die schon ergrisne schaar,
Dieser lohn der k¨nst'gen schmerzen
Dir beym angrif untreu war?
Wäre es nur der verlorne,
Der dich mit den f¨ssen trat,
Rein, geliebte, auserkorne,
Die dein treues stehn erbat.

3 Seele laß die glaubens-augen
In das herz des treuen sehn,
Und den mund entzückung suagen,
Und gefäste offen stehn,
Welt der blutige erbarmer
Hier im rothen schweise liegt,
Und als ein verlaßner armer,
Als ein wurm am Oelberg kriecht.

4 Sinne, seele, nach dem grunde
Dieser innern seelenpein;
Denke in des zornes stunde
Mußte es so schrecklich seyn,
Daß grimm, eiser, zorn und rache,
Schreckensahndung deiner schuld',
Den gerechten zitternd mache;
Und er trägt es mit geduld.

5 Er, der in des Vaters schose
Ewiges vergnügen fand,
Wird behüllt im erdenklose,
Als der fündenknecht erkannt.
Alles, was den tod gebieret,
Gottesläst'-rung, wollust, word,
Und was mehr zur hölle führer,
Drückt den wurm am Oelberg dort.

6 Liebstes Lamm, de grimmes flammen,
die gerechtigkeit erweckt,
Schlagen über dich zusammen,
Der du rein und unbeflect:
Was muß dessen seele fühlen,
Der ein todesurtheil hört,
Weil er von den lehrestüblen
Heiligkeit und recht gelehrt.

7 Flamme, o gebuld der liebe,
Mein verzweifelnd herze an,
Das bey halb erwärmten triebe
Fein de noch nicht lieben kan;
Thränet dank, erhellte augen,
Fangt den blick nach Petro auf;
Sünder, die zum fluche taugen,
Liebt er aus dem sündenlauf.

8 Siehe, wie de eiser wittert
Bey dem kampfe Israels!
Siehe, wankend rohr, wie schüttert
Die versuchungszet den fels.
Aber seine gründe liegen
Unzerstörlich eingesenkt.
Siehe geist, hier kanst du stegen,
Wann der kelch der angst dich tränkt.

9 Hofnung die im glauben keimet,
Nährt kein wind, kein salscher wahn;
Wenn der thor sein licht verträumet
Bricht der tag des glaubens an.
Engel stärken meinen helden
Und vollendung krönet ihn.
Wilst du dich zurkrone melden,
Darfst du nicht die hand abziehn.

10 Nun ich laufe mit zum ziele,
Das du wohl getrossen fast.
Gotteslamm, ich seh und fühle,
Daß mich deine hand gefaßt;
Diese hand will ich nun küssen,
Die so ungern eins verlor.
Sitz ich auch in finsternissen,
Zieht sie wieder mich empor.

11 Hände, welche für mich rangen,
Laut geschrey und thränensee,
Seufzet, die durch wolken drangen,
Blutschweis von Gethsemane,
Durchgewachte nacht der schrecken,
Zuspruch an der jünger-scaar!
Wird mein antlitz angstschweis decken,
Stellt euch vor mein bette dar.



Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #105

Author: Johann Christoph Kunze

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First Line: Unergründlich große Liebe
Author: Johann Christoph Kunze
Language: German
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Erbauliche Lieder-Sammlung #105

Evangelische Lieder-Sammlung #d322

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Evangelische Lieder-Sammlung #93

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