1 Was hinket ihr, betrogne Seelen,
noch immerhin auf beider Seit?
Fällt's euch zu schwer, das zu erwählen,
was euch des Himmels Ruf anbeut?
O seht's mit offenen Augen an,
und wandelt auf der schmalen Bahn.
2 Bedenkt, es sind nicht Erdenkronen,
nicht Reichthum, Ehr und Lust der Welt,
womit euch Gott will ewig lohnen,
wenn euer Kampf den Steg erhält:
Gott selbst ist's und die Ewigkeit,
voll Lust und Ruh, voll Seligkeit.
3 Hier gilt's ein ihm geweihtes Leben.
Gott krönet kein getheiltes Herz,
wer Jesu sich nicht recht ergeben,
der macht sich selber Müh und Schmerz,
und träget zum verdienten Lohn
hier Qual und dort die Höll davon.
4 Wer aber mit Gebet und Ringen,
auf ewig allem Abschied giebt,
und den Monarchen aller Dingen
von Herzen und allein nur liebt,
der wird der Krone werth geschätzt,
und auf des Königs Stuhl gesetzt.
5 Zerreißet dann die morschen Schlingen,
die euch in diesem schönen Lauf
verhindern, und zum Säumen bringen,
und rafft euch heut von neuem auf:
auf, auf, verlaßt die falsche Ruh!
auf, auf! es geht zum Himmel zu.
6 Die Allmacht stehet euch zur Seiten,
die Weisheit hält bei euch die Wach,
die Gottheit selber will euch leiten,
folgt nur met treuen Schritten nach:
wie manche hat nicht diese Hand
schon durchgeführt ins Vaterland.
7 Laßt euch das Fleisch nicht träge machen,
besieget seine Zärtlichkeit!
ihr gebt euch ja um eitle Sachen
in tausend Müh und Fährlichkeit:
Wie, daß ihr um das höchste Gut
so faul, verzagt und forglos thut.
8 Eilt, faßt einander bei den Händen!
Seht wie ist unser Ziel so nah!
Wie bald wird unser Kampf sich enden!
da steht dann unser König da,
er führt uns ein zur stillen Ruh,
und urtheilt uns das Kleinod zu.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #424