351. Nun tret ich wieder aus der Ruh

1 Nun tret ich wieder aus der ruh,
und geh dem sauren Tage zu,
wie mir ist auferleget;
ich weiß nicht, was für neue Plag
mir heute noch begegnen mag;
doch weiß ich, daß mich träget
mein frommer Gott in seiner Hut,
das mir die Last nicht Schaden thut.

2 Zwar meine Bürd' ist täglich neu,
doch ist mein Gott auch täglich treu,
Er träget meine Sorgen:
Vor Abend keiner recht vernimmt,
was ihm den Tag all' ist bestimmt,
es bahnt ein jeder Morgen
mir einen frischen Weg zur Pein,
der kann mit Gott erstiegen sein.

3 Wie wenig hab' ich oft gedacht,
daß so wird' sein zu End' gebracht,
die saure Tages-Bürde;
doch hab ich Abends wohl gespürt,
das Du mich, höchster Gott! gefürht,
daß mich Dein Schein und Würde
geleitet, mir geleuchtet hat
auf meine Weg und Creuzes Pfad.

4 Weil ich denn des versichert bin,
was traurest du, verzagter Sinn,
die Bürd' auf dich zu legen?
trag, was du kannst, Gott träget mit,
der Herr der Welt, der strauchelt nicht,
bei Ihm ist lauter Segen,
miet Ihme geh ich frisch daran,
und fürchte nicht die Leidens-Bahn.

5 So ist getrost mein frischer Muth,
wenn ich mich in des Höchsten Hut
kann eingeschlossen sehen;
doch daß ich des versichert sei,
muß ich von Sünden leben frei,
und Gottes Wege gehen.
Mein Gott geht nimmer meinen Steg,
wo ich nicht wandle seinen Weg.

6 Drum, liebster Gott, leit meinen Fuß,
daß ich Dir folg' in wahrer Buß,
und läutre mich von Sünden!
so kann ich, als ein kühner Held,
bestreiten dies böse Welt,
mit Dir sie überwinden;
so tret ich muthig an dem Tag,
und scheue nicht, was kommen mag.

7 Ich leg' auf Dich, mein Gott und Herr,
was mir zu tragen wird zu schwer,
die Last, die mich gebogen.
Ich lege meine Würd' und Stand
in Deine große Allmachts-Hand,
die Du mir nie entzogen;
mit der hast du von Jugend auf
geleitet meinen Lebens-Lauf.

8 Ich leg' in Deinen Schoß hinein,
die meine Blutsverwandten sein,
da sind sie wohl beschlossen:
ich lege meine arme Seel'
in Jesu sichre Wunden-Höhl';
Du wirst sie nicht verstoßen,
wenn sie vom Leibe scheid't der Tod,
ich leg' mich ganz in Dich, mein Gott.

Text Information
First Line: Nun tret ich wieder aus der Ruh
Author: Anton Ulrich, Herzog zu Braunschweig (1667)
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Gesänge zum Morgen-Segen; Songs for the Morning Blessing
Notes: Mel. O Ewigkeit, Du Donner-Wort
Tune Information
(No tune information)



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