486. Gott hat das Evangelium

1 Gott hat das Evangelium
gegeben, daß wir werden fromm:
Die Welt acht't solchen Schatz nicht hoch,
der mehrer Theil fragt nichts darnach.
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

2 Man fragt nichts nach der guten Lehr',
der Geitz und Wucher nur vielmehr
hat überhand genommen gar,
noch sprechen sie: es hat kein G'fahr.
Das ist ein Seichen vor dem jüngsten Tag.

3 Täglich erdenkt man neue Netz',
das sind der gottlosen Gesetz',
damit sie alles Gut zu sich
gern wollten reiß'n gewaltiglich.
Das ist ein eichen vor dem jüngsten Tag.

4 Man rühmt das Evangelium
und will doch niemand werden fromm.
Fürwahr, man spott't den lieben Gott;
noch sprechen sie:es hat kein' Noth.
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

5 Es ist doch eitel Büberei,
die Welt treibt große Schinderei,
Aas ob kein Gott im Himmel wär',
das Armuth muß sich leiden sehr.
Das ist ein zeichen vor dem jüngsten Tag.

6 Die Schätz' der Kirchen nimmt man hin,
das wird ihn'n bringen kein'n Gewinn:
die Armen läßt man leiden Noth
und nimmt ihn'n aus dem Mund das Brod.
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

7 Die Schätz' der Kirchen sind ihr Gift,
die sind von ihnen nicht gestift't;
doch nehmen sie das Kirchengut:
Sieh', was der leid'ge Geitz nicht thut.
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

8 Man fragt nach Gott dem Herrn nicht mehr,
die Welt stinkt ganz nach eitler Ehr',
die Hoffart nimmt ganz überhand,
Betrügen, Lügen ist kein' Schand.
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

9 Wo bleibst die brüderliche Lieb'?
die ganze Welt ist voller Dieb'.
kein' Treu noch Glaub ist in der Welt
ein jeder spricht: hätt' ich nur Geld!
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

10 Die Welt will ihr nicht lassen wehr'n,
an Gott's Wort will sich Niemand kehr'n:
sie haben nichts gelernet mehr,
denn ur fressen und saufen sehr.
Das ist ein zeichen vor dem jüngsten Tag.

11 Ihr' größte Kunst ist panketir'n,
und in der Büberei studir'n:
das kann sie aus der Maaßen wohl:
die Welt ist aller Schalkheit voll.
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

12 Die liebe Sonne kann nicht mehr
zusehen, und entsetzt sich sehr,
darum verliert sie ihren Schein;
Das mag ein' große Trübsal sein!
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

13 Der Mond und Sterne ängsten sich
und ihr' Gestalt steht jämmerlich;
wie gern sie wollten werden frei
von solcher großen Büberei.
Das ist ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.

14 Darum komm', lieber Herre Christ,
das Erdreich überdrüßig ist
zu tragen solche Höllen-Bränd';
drum mach's einmal mit ihr ein End,
und laß uns sehn den lieben Jüngsten-Tag.

Text Information
First Line: Gott hat das Evangelium
Author: Dr. Erasmus Alberus (1553)
Language: German
Publication Date: 1848
Scripture:
Topic: Gesänge Von der Auferstehung der Todten und Dem jüngsten Gerich; Songs of the Resurrection of the Dead and the Last Judgment
Notes: Mel. Gott hat das Evangelium gegeben
Tune Information
(No tune information)



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