204. Komm, mein herz, zu deiner taufe

1 Komm, mein herz, zu deiner taufe,
Tauche dich im geist hinein,
daß der alte mensche ersaufe;
Denn ich muß ein neuer seyn;
Neu in der gerechtigkeit,
In den blutrod eingekleidt;
Neu in allen seelenkräften,
In gedanken und geschäften.

2 Sieh! da liegt die ganze gnade,
Alles heil und seligkeit,
In dem blut-und wasserbade,
In der taufe ausgebreit't.
Oefne frölich herz und mund,
Deiner taufe gnadenbund.
Den dir satan weggestohlen,
Jetzt mit ernst zu wiederholen.

3 Dir entsag ich, arger teufel,
Den der Herr mich fliehen heißt.
Denn es ist durch aus kein zweifel,
Daß du mein verderber seyst.
Ich entsage ganz und gar,
Aur jetzt und auf immerdar,
Deinem wesen, deinen werken,
Wo nur was davon zu merken.

4 Ich entsage allen sachen,
Die die welt verehrt und liebt:
Was sie macht, nicht mit zu machen,
Weil es meinen Gott betrübt;
Ihre freundschaft zu verschmähn,
Und aus Sodom auszugehn.
Will sie reizen, drohen, hassen;
Bleibt sie doch von mir verlassen.

5 Ich entsage meinem herzen,
Meinem fleisch, dem nächsten seind.
Kostets mir auch manche schmerzen,
Werd ich ihm doch niemals freund.
Nein, ich gebe eifrig acht,
Was es denkt, wornach es tracht;
Daß es seiner bösen tücke
Ja bey keiner reitzung glücke.

6 Aber wem soll ich mich geben?
Wer ist meiner seelen werth?
Wenn soll ich zu ehren leben?
Wer ist der mein heil begehrt?
Der mir lauter gutes thuth?
Gott, o seele, ist dein gut;
Wirst du ihm dich anvertrauen,
Sollst du ew'ge freuden schauen.

7 Nun so sey ich dir ergeben,
Gott, du Vater aller welt.
Geist und leib, und herz und leben
Suche nur, was dir gefällt.
Dir hang ich im glauben an,
Ehre dich vor jederman,
Will dich loben fürchten, lieben,
Deinen dienst mit freuden üben.

8 Ich ergebe mich von herzen,
Dir, Herr Jesu! Gottes lamm,
Mit der sünde nicht zu scherzen;
Dir, dem seelen-bräutigam,
Und sonst keinem nachzugehn;
Auch im leiden vest zu stehn;
Nur auf dein verdienst zu trauen,
Sonst auf keinen grund zu bauen.

9 Dir ergeb ich mich mit freuden,
Heil'ger giest, dein haus zu seyn:
Was du strafest gern zu meiden,
Dich um beystand unzuschreyn.
Dir will ich geöfnet stehn,
Deinem worte nachzugehn,
Auf dein treiben recht zu merken,
Still zu seyn von eignen werken.

10 Aber du sollst auch nun wieder,
Grosser Gott, mein eigen seyn.
Senke dich zu mir hernieder.
Kehre gnädig bey mir ein.
Du hast selbst den bund gemacht,
eh mein herz daran gedacht.
Drum wirst du ihn recht mit willen
Ueberschwenglich gut erfüllen.

22 Du, o Vater, bist mir gnädig,
Daß ich sicher ruhen kan.
Bin ich elend, arm und ledig,
Füllst du mich mit gütern an.
Ja, ich bin dein liebes kind,
Das den zugang offen find.
Du willst sorgen schützen, schonen.
dort soll ich im erde wohnen.

12 Du, erwürgtes Lamm im blute,
Bist und bleibest ewig mein,
Kommst mir ganz und gar zu gute,
Hüllest mich in dich hinein,
Bist mein heilges opfer lamm,
Bruder, Herr und bräutigam.
Wenn ich strauchle, wirst du eilen,
Und den bund im blute heilen.

13 Du, o selger Geist der gnaden!
Bist mein siegel, ring und pfand.
Ist mein armes herz beladen,
Unterstützt mich deine hand.
Deine salbung lehret mich
Du erfreust mich innerlich,
Züchtigest und treibst die seele,
Betest selbst in meiner höhle.

14 Nun, mein Gott, da sind die hände,
Lege deine hand hinein.
Laß das bündniß bis ans ende
Vest und immer grünend seyn.
Mein versprechen ohne dich,
Wahrlich, das betrüget mich.
Aber durch den trost des falles,
Durch den Sohn vermag ich alles.

15 Laß mich täglich gnade finden:
Ich bin ein unützer knecht,
Kinde nichts an mir als sünden,
Bin allein durchs blut gerecht.
Mein verdienst ist zorn und fluch.
Aber das ist mein gesuch:
Laß mir Herr, den bund gelingen:
So will ich von gnade singen.

16 Kommt, die ihr den bund gebrochen,
Stellt euch bungrig wieder ein.
Denn der Herr hat selbst gesprochen:
Kehre wieder! ich ben dein.
Beugt euch unter sein gericht.
Fasset grosse zuversicht.
Wollt ihr euch mit ihm verbinden:
Sollt ihr alles wieder finden.

17 Aber, wer entfernet bleibet,
Auf dem alten lager ruht,
Nach wie vor sein wesen treibet,
Heuchelt oder greuel tuth:
Der ist ewiglich verflucht,
Weil er das nicht wieder sucht,
Und so schändlich kan vergessen
Was er schon einmal besessn.

18 Jesu! güldne bundes-lade,
Die den Heilsbund in sich schließt:
Mittler der verheißnen gnade,
Die so reichlich überfließt:
Jammerts deine seele nicht,
Daß den christen heil gebricht?
Ach, bekehre deine heerde,
Daß nicht wasser feuer werde.

Text Information
First Line: Komm, mein herz, zu deiner taufe
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der heiligen Taufe; Holy Baptism
Notes: Mel. Werde munter mein g.
Tune Information
(No tune information)



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