44. Aus Gnaden soll ich selig werden!

1 Aus Gnaden soll ich selig werden!
Herz, glaubst du's, oder glaubst du's nicht?
Was willst du dich so blöd gebärden?
Ist's Wahrheit, was die Schrift verspricht,
so muß auch dieses Wahrheit sein:
Aus Gnaden ist der Himmel dein.

2 Aus Gnaden!–Hier gilt kein Verdienen,
die eignen Werke fallen hin;
Gott, der aus Lieb' im Fleisch erschienen,
bringt uns den seligen Gewinn,
daß uns sein Tod das Heil gebracht
und uns aus Gnaden selig macht.

3 Aus Gnaden!–Merk' dies Wort: Aus Gnaden,
so oft dich deine Sünde plagt,
so oft dir will der Satan schaden,
so oft dich dein Gewissen nagt.
Was die Vernunft nicht fassen kann,
das beut dir Gott aus Gnaden an.

4 Aus Gnaden kam sein Sohn auf Erden
und übernahm die Sündenlast.
Was nötigt ihn, dein Freund zu werden?
Sag's, wo du was zu rühmen hast!
War's nicht, daß er dein Bestes wollt',
und dir aus Gnaden helfen sollt'?

5 Aus Gnaden!–Dieser Grund wird bleiben,
so lange Gott wahrhaftig heißt.
Was alle Knechte Jesu schreiben,
was Gott in seinen Wort anpreist,
worauf all unser Glaube ruht,
ist Gnade durch des Lammes Blut.

6 Aus Gnaden!–Doch du sichrer Sünder,
denk nicht: Wohlan, ich greif' auch zu!
Wahr ist's, Gott rufet Adams Kinder
aus Gnaden zur verheißnen Ruh';
doch nimmt er nicht aus Gnaden an,
wer noch auf Gnade sünd'gen kann.

7 Aus Gnaden!–Wer dies Wort gehöret,
tret' ab von aller Heuchelei;
denn wenn der Sünder sich bekehret,
so lernt er erst, was Gnade sei;
beim Sünd'gen scheint die Gnad' gering,
dem Glauben ist's ein Wunderding.

9 Aus Gnaden!–Hierauf will ich sterben.
ich fühle nichts, doch mir ist wohl;
ich kenn' mein sündliches Verderben,
doch auch den, der mich heilen soll.
Mein geist ist froh, die Seele lacht,
weil mich die Gnade selig macht.

10 Aus Gnaden!–Dies hör Sünd' und Teufel!
Ich schwinge meine Glaubensfahn
und geh' getrost trotz allem Zweifel
durchs Rote Meer nach Kanaan.
Ich glaub', was Jesu Wort verspricht
ich fühl' es oder fühl' es nicht.

Text Information
First Line: Aus Gnaden soll ich selig werden!
Author: Christian Ludwig Scheidt, 1700-1761
Language: German
Publication Date: 1940
Notes: Mel. O daß ich tausend Zungen hätte.
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